Es kommt immer wieder vor, dass doch zuviel Holzöl auf der Oberfläche stehen gelassen wird. Der Holzboden ist dann überölt und klebt. Bei den Grundregeln für das Ölen wurde schon auf das Thema eingegangen.
Oft übersieht man jedoch einzelne Stellen oder bei Hobeldielen drückt es kapillar aus den Fugen oder Astlöchern das Holzöl wieder auf die Oberfläche. Wenn die Holzoberfläche sich klebrig anfühlt, bei Parkettböden es einem „die Socken auszieht“, dann ist dieser Überstand von Parkettöl nicht ausreichend mit gut saugenden Lappen abgenommen worden. Dabei sollte ein natürliches Öl gar keine Schicht auf dem Holzboden erzeugen. Der Schutz ist im Holz nicht auf dem Holz.
Was tun, wenn es doch passiert ist? Die hier genannten Möglichkeiten steigern sich von sanfter Lösung bis zum radikalen Schritt:
Erste Möglichkeit, klebriges Öl abzunehmen:
Wenn der Ölauftrag noch nicht zu lange trocknen konnte, dann besteht die Möglichkeit das gleiche Holzöl oder das recht dünn eingestellte Pflegewachsöl auf die betroffenen Stellen aufzubringen, ca. 10 Minuten einziehen lassen und dann mit einem fuselfreiem Tuch abpolieren. Wenn technisch möglich, anschließend noch mit einem frischen weißen Polish-Pad die Stellen polieren. Das frische Öl ist durchaus in der Lage das etwas abgebundene Öl anzulösen. Ein Versuch ist es wert. Große Flächen lassen sich so aber nicht bearbeiten.
Zweite Möglichkeit, klebriges Öl abzunehmen:
Wenn es nur ein ganz klein wenig klebrig ist und die Oberfläche sonst sehr gleichmäßig wirkt, dann kann man das Holzöl auch 14 Tage lang durchtrocknen lassen und anschließend mit der Pflanzenölseife und einem Microfaser-Mopp (nur bei dieser Anwendung!) den Boden reinigen.
Dritte Möglichkeit, klebriges Öl abzunehmen:
Das gleiche Holzöl oder das Pflegewachsöl mit der grünen Rückseite von dem Pflegeschwamm auf die betroffenen Stellen einreiben. Anschließend mit Lappen abpolieren. Bei großem Druck und/oder weichem Holz könnte es sein, dass die Holzmaserung dadurch strukturiert wird.
Vierte Möglichkeit, klebriges Öl abzunehmen:
Bei geschlossenen Oberflächen ohne Fugen und und bei feinporigen Hölzern (Ahorn, Buche, etc.) kann man das gleiche Holzöl noch einmal dünn aufbringen und nass einschleifen. Als Schleifpapier oder Schleifgitter nimmt man die nächst höhere Körnung mit der man den letzten Schliff ausgeführt hat. Spätestens nach 20 Minuten muss aber der Überstand dann mit gut saugenden Lappen abgenommen werden – so, wie wenn man die Oberfläche trocken wischen wollte. Bei Fugen und bei grobporigen Hölzern (z.B. Eiche, Esche) könnte es sein, dass der entstehende Überstand aus Öl und Holzstaub diese unregelmäßig zuschmiert, was dann nicht so gefällt.

Fünfte Möglichkeit, klebriges Öl abzunehmen:
Auf die klebrigen Stellen wird Orangenschalenöl aufgetragen. Nach kurzem Einziehen wird mit einem kräftigen grünen Pad auf der Einscheiben-Poliermaschine das überstehende Öl abpoliert. Bei kleinen Flächen kann man mit der grünen Seite von dem Pflegeschwamm auch mit der Hand arbeiten. Ein evtl. noch verbleibender Ölabrieb wird mit gut saugenden Lappen abgenommen. Nach 24 Stunden Wartezeit wird mit einem Lappen, oder bei großen Flächen mit der Einscheibenmaschine und weißem Polierpad, noch einmal tropfenweise Holzöl aufpoliert. Wichtig ist ein gutes Lüften bei der Arbeit.
Die Tücher und Pads muss man im Freien ausgebreitet trocknen lassen, sonst besteht Selbstentzündungsgefahr.
Sollten auf der Oberfläche unregelmäßige Flecken sein, dann unter dem Hinweis: Flecken auf der Holzoberfläche nachschauen.
Beispiel für zu viel Bodenöl auf dem Parkett
Hier wurde ein Parkettboden mit Bodenöl nicht nur eingelassen – es wurde einfach zuviel an Bodenöl aufgetragen. Das Ergebnis sieht erst einmal schön glänzend aus. Aber das Öl klebt und der Holzboden kann nicht durchtrocknen. Ein geölter Boden wirkt in der Optik eher stumpf als glänzend. Glanz ist bei der Grundölung nicht möglich. Es ist ein deutliches Zeichen, dass zuviel an Parkettöl aufgetragen wurde.
Mit Orangenschalenöl und dem grünen Pad oder dem Pflegeschwamm wird das zu viel aufgetragene Parkettöl (= „Überstand“) abgetragen. Anschließend wird tropfenweise Pflegewachsöl mit dem weißen Pad als Finish aufpoliert.

Video: Holz klebt nach ölen – was tun?
Zuviel geöltes Holz trocknet nicht – Werner zeigt wie das klebrige Öl mit dem Orangenschalenöl abgenommen wird.
243 Kommentare zu „Zuviel geölt – klebrige Oberfläche“
Ich habe zum ersten Mal Leinölfirnis verwendet um die Ikea-Balkonmöbel zu ölen. An einigen Stellen (vor allem in den Zwischenräumen und an den Rändern) ist es klebrig geblieben und leider spielt das Wetter nicht mit und es regnet immer wieder (und ich habe leider keine Möglichkeit, sie woanders hinzustellen und eine Markise oder so haben wir auch nicht). Die Möbel hatten nach dem Anstrich fast 36 Stunden in denen es trocken und untertags sonnig war. Seitdem regnet es immer mal wieder. Ich hab gelesen, wie leicht sich das Zeug entzünden kann und wollte mal fragen ob diese Stellen irgendwie gefährlich sind wenn man sich da draufsetzt und die Kleidung damit in Berührung kommt. Wenn nicht, würde ich sie normal verwenden und einfach noch eine Weile warten bis es eventuell noch weiter trocknet und sie dann abschleifen und nochmal vorsichtig drüberölen.
Oder soll ich was anderes machen? Vor Orangenöl und Aceton hab ich zu großen Respekt.
Meine wichtigste Frage wäre die bezüglich der Gefährlichkeit der klebrigen Stellen…
Danke!
Wenn es wirklich Leinölfirnis war – also Leinöl mit Trockenstoffe (= Sikkative), dann sind die 36 Stunden Trocknungszeit vor dem Regen schon recht gut für die Trocknung.
Die klebrigen Stellen werden aber noch ein paar Tage mehr brauchen, bis sie durchgetrocknet sind.
Die Selbstentzündung von Leinöl kann nur entstehen, wenn ein getränktes Tuch zusammengeknüllt eine Sauerstoffanbindung ausbremst. Dies ist in diesem Fall nicht gegeben.
Der Kontakt zur Kleidung bei den klebrigen Stellen könnte natürlich die Kleidung unter Umständen beschmutzen. Eine Selbstentzündung ist auch hier nicht mehr möglich.
Ja, es war leinöl-firnis. Mittlerweile ist es an den meisten Stellen trocken. Aber an den unteren Kanten bleibt einfach so ein klebriger, pampiger Rand. Wenn ich weiss, dass das nur ein ästhetisches Problem ist, kann ich damit leben! Ich hatte nur Angst, dass die Kleidung dann was davon abbekommt und sich noch entzünden kann oder so… aber jetzt sind es ja auch schon über 2 Wochen und diese Woche soll es richtig warm werden. Das hilft bestimmt auch.
Vielen lieben Dank noch mal.
Hallo Team Natural-Farben. Ich habe vor 3 Tagen meinen gebürsteten Eichendielenparkett mit Woca Maintenance Oil (Pflegeöl) eingelassen. Der komplette Boden ist nun speckig. Wie bekomme ich das zu viele Öl wieder weg, ohne die gebürsteten Oberflächenstruktur herauszuschleifen?
Wenn das „Speckige“ trocken ist, dann würde ich mit einem 280er Schleifvlies / Schleifmatte / Schleifpad die Oberfläche mattieren. Das Vlies kannst Du auch unter ein zusätzliches weißes Pad weicher legen, dann schmiegt es sich noch besser in die Strukturierung. Damit schleifst Du die Strukturierung nicht weg, sondern reduzierst nur die Ölschicht.
Im Nachgang mit beigen Pad das TEC-Oil dünn (max. 10ml/m2) vertreiben und trocknen lassen. Hier mal ein Video über das Nachpflegen von einem Holzboden mit dem TEC-Oil.
Hallo, ich habe eine Holzdecke mit Leinölfirnis behandelt. Das Leinölfirnis wurde mit einer Walze aufgetragen. Über Nacht hat das Öl Tropfen und Verdickungen entwickelt und glänzt.
es sind ca 12qm die ich behandelt habe. Das war vor 2 Tagen.
Frage, ist das Orangenschalenöl zum Entfernen der Überölung geeignet ?
Ich habe auch gelesen dass man mit einer Heissluftpistole das Öl entfernen kann.
Für eine kurzfristige Antwort wäre ich dankbar.
Mit der Heißluftpistole würde ich in dem Fall nicht arbeiten. Es bräuchte dazu noch mechanisches Verkzeug. Die Oberfläche würde zu sehr darunter leiden.
Das Orangenschalenöl funktioniert recht gut zum Ablösen – auch, wenn es schon ein paar Tage länger klebt.
Ich habe meinen gebürsteten Parkett geölt und hatte gedacht ich habe genug nachgewischt.
Jetzt nachdem das Öl eingezogen ist, ist der ganze Boden fleckig.
Ich hab vermutlich die vertieften Stellen zu wenig abgewischt.
Denken Sie, der Boden ist noch zu retten mit der Behandlung von Orangenschalenöl und grünem Pad?
Wenn die Oberfläche nicht klebrig ist, dann kann es auch ein anderer Fehler sein. Wenn möglich, bitte an unsere Email-Adresse scharfe Fotos von dem Boden im Ganzen und im Detail senden.